Konzerte:

10. Juni 2022 20:00 Uhr, Lokhalle Freiburg
11. Juni 2022 20:00 Uhr, Lokhalle Freiburg

 

Educationprojekt:

11. & 12. Juni jeweils 10:00 – 13:00 Uhr, Lokhalle Freiburg
Anmeldung unter: musicasa@zeugundquer.de

Eine intensive Begegnung hinterlässt etwas in den Gestalten, die sich begegnen. Eine Spur des Anderen, einen Eindruck, eine Erinnerung, vielleicht auch Inspiration. Vor der Begegnung weiß man nie, wie sie sich auswirkt. Sie kann bedeutend sein für die Zukunft, sie kann aber auch unwichtig werden und in den Hintergrund geraten. Man steht sich erst einmal gegenüber und muss sich kennenlernen. Was zählt ist oftmals der erste Eindruck. Doch um aus einer Begegnung eine Freundschaft entstehen zu lassen, muss man sich auch verletzlich zeigen können. Mit dem Respekt des Gegenübers für die verletzlichen Seiten wächst das Vertrauen ineinander. So kann sich aus dem Gegeneinander langsam ein Miteinander entwickeln.

Wir wollen uns für dieses Projekt gemeinsam mit 3 Tänzer:innen unter dem Titel „Bewegende Begegnungen“ mit verschiedenen Aspekten des Themas Begegnung auseinandersetzen. In Benjamin Brittens „Variations on a theme of Frank Bridge“ op. 11 beschreibt jeder Variationssatz eine Charaktereigenschaft von Brittens langjährigem Lehrer Frank Bridge. Durch das Werk hindurch spürt man die tiefe Verbundenheit zwischen den beiden und die Bewunderung, die Britten gegenüber Bridge verspürte. Es sind starke Emotionen, die Britten in Tanzsätzen vertont, die oft etwas entfremdet, aber dadurch auch umso eindrücklicher und bewegender erklingen. Diese Gefühle möchten wir mit halb improvisiertem, halb choreographiertem Tanz dem Publikum nahe bringen. Das Werk ist aber nicht nur eine Erinnerung an einen Freund – es steht auch am Anfang des internationalen Durchbruch Brittens.

Das verbindet es mit Mozarts Divertimento in F-Dur KV 138, eines von drei Divertimenti, die Mozart auf der Rückfahrt seiner dritten Italienreise mit erst 15 Jahren vollendete. Nach der äußerst erfolgreichen Italienreise schrieb er sie wohl, um sie bei Gelegenheit dem neuen Fürsterzbischof Salzburgs zu präsentieren und damit den Durchbruch als ernstzunehmender Komponist auch in Salzburg zu schaffen. Das Werk ist wie eine kleine Visitenkarte Mozarts: spritzig, energisch und doch mit einer genialen Sanglichkeit. Mozart will sich hier von seiner besten Seite zeigen, benutzt den modernsten italienischen Stil – und scheitert in den Folgejahren dennoch zunächst mit einem Durchbruch in Salzburg, der ihm erst später in Wien gelingt. Für Mozart war es eine Zeit der Orientierung: in seinen frühen Briefen liest man von allen möglichen Persönlichkeiten, die er kennenlernte, und die ihn beeinflussten, sowohl musikalisch als auch in seiner persönlichen Entwicklung. Und diese Offenheit und Freude am Kennenlernen von Neuem, Unbekannten kann man sich beim Hören der Divertimenti lebhaft vorstellen. Wir werden das Stück unter kreativer Verwendung des Raumes präsentieren und damit nicht nur den geselligen Tafelmusikcharakter erlebbar machen, sondern auch dem Publikum den direkten und unmittelbaren Kontakt mit dieser Musik ermöglichen.

Als Rahmen um diese Stücke werden wir improvisatorisch die verschiedenen Facetten von Begegnungen ausloten und die damit verbundenen Impressionen, Emotionen und Charaktere klanglich darstellen und mittels Tanz und Bewegung verkörperlichen. Was können zwei Personen ineinander auslösen? Was bedeutet diese Verbindung und wie fragil ist das Vertrauen in eine fremde Person? Was wird in uns bewegt und was bewegen wir in Anderen? Was macht eine inspirierende Begegnung aus und wie schafft man es, sich immer wieder neu zu begegnen?

Das Ergebnis des Projekts „Bewegende Begegnungen“ wird in zwei Konzerten in der alten Lokhalle in Freiburg präsentiert. Außerdem wird es ein Educationprojekt in Zusammenarbeit mit MusiCasa Freiburg geben, bei dem die Kinder selber szenisch und choreografisch aktiv werden und ihre Ideen zum Thema Begegnung ausleben können.

Die Tänzer

Jakob Jautz studierte zuerst zeitgenössischen Zirkus an der “Etage, Schule für darstellende und Bildende Künste”, wechselte dann an die Hochschule “Fontys, Academy for Circus and Performance Art” in den Niederlanden. Nach zwei Jahren Zirkustraining, war es Zeit seine künstlerische Praxis als auch seine Technik zu erweitern. „SEAD, Salzburg Experimental Academy of Dance“ erwies sich dafür als richtige Institution. 2018 schloss er SEAD mit einem Major in Tanz u nd Choreografie ab

Seit seinem Abschluss arbeitete er sowohl an seinen eigenen Stücken, als auch an der Umsetzung von Produktionen im In- und Ausland unter anderem mit: Jan Lauwers Needcompany, Groupe Nuite, Yuri Korec & Co, mimoOs, Katja Büchtemann und Milla Koistinen.

Seine eigenen Arbeiten sind oft ein Wechselspiel zwischen konkreten und abstrakten Situationen, die sowohl etwas traurig ernsthaftes als auch humorvoll ironisches in sich tragen. Jakob sieht in der Kunst die Möglichkeit alles zu hinterfragen ohne auf alles immer eine Antwort haben zu müssen.

Als Gründungsmitglied von „PACT – Performing Arts Collective Tübingen e.V.“ setzt er sich in der Kulturpolitik ein.



Eftychia Stefanou ist eine freischaffende Tänzerin aus Griechenland. Sie ist SEAD Absolventin und hat einen Bachelor in Sportwissenschaft. Sie arbeitete u.a. mit Mala Kline, Alexandra Waierstall, Barnaby Booth, Jan Lauwers, Anastasia Valsamaki, Yuri Korec und Rita McBride.

2018 erhielt sie den “SNF Artist Fellowship Award”. Derzeit erforscht sie ihre choreographischen Facetten in der Zusammenarbeit mit Tänzer Jakob Jautz.




Yeonji Han ist eine freischaffende Tänzerin, die aktiv Tanz in der Schweiz und Südkorea kreiert und unterrichtet. Die Basis ihrer Arbeit ist die Tanzimprovisation. Alle Projekte, in denen sie bisher mitgewirkt hat, haben einen kreativen Prozess mit improvisatorischen Herangehensweisen beinhaltet. Jedes Stück war bewusst offen gegenüber dem Potential, welches im Wandel der Tage inneliegt. Yeonji wurde an verschiedene Festivals mit Fokus auf Improvisation eingeladen. Ihre Instant-Composition-Arbeit und deren Übung und Aufführung führt sie mit Maya M. Carroll, Rosalind Crisp und ihrem eigenen Tanzkollektiv nonstopillusion fort. web: labonneheure.ch/yeonji

Wir bedanken uns bei unseren Förderern: